Heute durfte ich als Autor das mittwöchliche Briefing der @riffreporter schreiben.
Mein Thema: Eine gute Nachricht (es geht ums #Selbstbestimmungsgesetz)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vermutlich geht es Ihnen wie mir: Dieser November ist besonders grau und trostlos. Egal, wo wir hinschauen, finden wir schlechte Nachrichten. Wo, bitte, gibt es noch zufriedene Gesichter, sich glücklich umarmende Menschen, Erleichterung, offene Freude?
Dabei ist es ganz einfach, all das zu entdecken. Gehen Sie zum nächsten Standesamt und schauen Sie sich um: Seit dem 1. November dürfen trans und nichtbinäre* Personen dort ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ändern. Sie dürfen das anders als zuvor, ohne diskriminierende, entwürdigende und teure Prozeduren wie das Einholen von Gutachten. Sie dürfen das stolz, selbstbewusst und nicht selten unter Beifall in aller Öffentlichkeit tun. Sage noch eine*r, die Ampelregierung habe keine sinnvollen Gesetze auf den Weg gebracht. ...
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(Foto: FPZ)
#lgbtq #trans
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Wir Deutschen sind an dieser Stelle keine Vorreiter. In der Schweiz ist die Änderung des Geschlechtseintrags per Erklärung schon seit drei Jahren möglich. Länder wie Dänemark, Argentinien oder Portugal waren noch viel schneller. In Argentinien legt allerdings gerade die neue Regierung unter Präsident Javier Milei die „Kettensäge“ an den Fortschritt an.
„Das Selbstbestimmungsgesetz war überfällig“, sagt Nele Allenberg vom Deutschen Institut für Menschenrechte: „Die Anerkennung der Selbstbestimmung beim Geschlechtseintrag nimmt niemandem etwas weg. Im Gegenteil, das Gesetz gibt trans, nichtbinären und intergeschlechtlichen Menschen die Freiheit, die alle anderen fraglos haben.“
Ich durfte miterleben, wie einem lieben Menschen von einer empathischen Standesbeamtin eine neue – die richtige – Geburtsurkunde ausgedruckt wurde. Jahrelanges Leid, Krankheit und Wut lassen sich dadurch nicht ungeschehen machen.
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Aber sie lösen sich ein Stück weit auf und machen dem neuen Gefühl einer selbstbewussten, selbstwertgeschätzten Selbstverständlichkeit ein wenig Platz. Noch jetzt beim Schreiben kommen mir die Tränen.
Global gesehen sind die Rechte von Minderheiten zunehmend bedroht. Faschistïnnen, Autokratïnnen, Undemokratïnnen grenzen aus, schüren Hass, entwerfen diskriminierende Gesetze. Und finden mit ihrem Ansatz sogar demokratische Mehrheiten, wie gerade in den USA geschehen. Wer heute in Deutschland vom neuen Selbstbestimmungsgesetz Gebrauch macht, kann sich deshalb noch lange nicht sicher fühlen. Weder hierzulande noch sonstwo auf der Welt.
Deshalb meine große Bitte: Bleiben Sie offen, informieren Sie sich, lassen Sie sich Ihre Toleranz nicht ausreden, geben Sie dem Hass auf die Anderen keine Chance! Wir RiffReporter hören auch den Minderheiten zu und greifen bewusst Themen auf, die der laute Aufmerksamkeitswettbewerb der großen Medien viel zu oft übertönt.
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Dabei stützen wir uns auf unsere Expertise und nutzen unsere journalistische Kompetenz.
Wir sind glücklich, dass es wirkt: „Mit zunehmender Aufklärung sowie gesellschaftlicher Toleranz und Offenheit können sich mehr Menschen in ihrer Selbstwahrnehmung annehmen und nach außen dazu stehen“, sagt der Experte Georg Romer im Riffreporter-Interview über Geschlechtsdysphorie.
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Danke!
Herzliche Grüße
Ihr Peter Spork
Meine Artikel zum Thema:
Interview zu Pubertätsblockern und Geschlechtsdysphorie: https://www.riffreporter.de/de/gesellschaft/georg-romer-geschlechtsdysphorie-trans-jugendliche-kinder-pubertaetsblocker-interview
Kommentar zum trans*feindlichen Ärztetag 2024: https://www.riffreporter.de/de/wissen/deutscher-aerztetag-trans-feindlich-pubertaetsblocker-debatte-kommentar
Über eine neue Leitlinie: https://www.riffreporter.de/de/wissen/trans-leitlinie-behandlung-geschlechtsdysphorie-kinder-jugendliche-pubertaetsblocker
Zum #RiffAbo: https://www.riffreporter.de/de/abo-bestellen
#trans #lgbtq #selbstbestimmungsgesetz #riffreporter #geschlechtsdysphorie