Google DocsAbriss verhindern! Das Postverteilzentrum als Alternativstandort der IT:U - Ein Appell
Offener Brief an die Gründungspräsidentin der IT:U Stefanie Lindstaedt, die Bundesminister *innen Eva- Maria Holzleitner und Christoph Wiederkehr , den oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer, den Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer, den Vorstandsvorsitzenden der ÖBB-Holding AG Andreas Matthä, die Finanzvorständin der ÖBB-Holding AG Manuela Waldner, die Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft Christine Dornaus und Gerald Beck, den Vorstand der Österreichischen Post AG Walter Oblin, Peter Umundum und Barbara Potisk-Eibensteiner
Seit dem Projektstopp für das Neubauvorhaben der neuen Linzer Digital-Uni in Auhof steht bisweilen kein Alternativstandort für die IT:U fest. Ein Gutachten der Direktion für Landesplanung Oberösterreich attestierte dem Vorhaben, für das Grünland im Grüngürtel von Linz zu Bauland umgewidmet werden sollte, u .a. schädliche Folgen für das Klima in Linz. Neben dem Verbau einer essenziellen Kaltluftschneise nennt das Gutachten Gefahren durch starke Hangwässer sowie eine Zunahme des Verkehrs als negative Auswirkungen, weshalb das Projekt am genannten Standort vorerst zum Erliegen kam. [1]
Von verschiedenen Seiten wurde das ehemalige Postverteilzentrum am Linzer Hauptbahnhof, als Standort vorgeschlagen. Das Gebäude wurde 1994 eröffnet und nur 20 Jahre lang in seiner ursprünglichen Nutzung betrieben. Bereits 2024 sollte der Bau mit seiner Geschossfläche von ca. 80.000m² für die Errichtung des nicht weniger umstrittenen Hochhausprojekts „Post-City-Gardens“ abgerissen werden. Mangels Investoren für das Businessviertel am Linzer Hauptbahnhof, wurde jedoch der Abbruch des Postverteilerzentrums sowie das gesamte Neubauvorhaben bis auf Weiteres verschoben. [2]
Als Expert*innen aus den Bereichen Architektur und Stadtentwicklung, aber auch als Interessierte an Ökologie & Nachhaltigkeit, fordern wir eine nachhaltige und ressourcenschonende Lösung: Statt das Postverteilerzentrum abzureißen und weiteres Grünland zu versiegeln, sollte es als Standort für die IT:U umgebaut werden.
Architekturstudierende der Kunstuniversität Linz untersuchten bereits 2023 den Gebäudebestand am Hauptbahnhof und entwickelten Umnutzungsszenarien für das Postverteilerzentrum. Das Raumprogramm der IT:U findet in dem Bestandsbau ausreichend Platz. Zusätzlich ließe sich der massiv errichtete Bau aufstocken und das Gelände mit diversen Nutzungen nachverdichten. Eine digitale Rekonstruktion des Gebäudes ergab die Baumasse von etwa 6.200 Tonnen Ziegel und 110.000 Tonnen Stahlbeton – und das ausschließlich für dessen Primärstruktur. Allein der Primärenergieaufwand für Tragstruktur und Fundament beläuft sich auf etwa 33 Millionen kWh. Für den Abtransport der Ziegel- und Stahlbetonmassen wären bei einer maximalen Zuladung von 12 Tonnen über 9.600 Lkw-Fahrten erforderlich. [3] [4]
Die Baukulturellen Leitlinien des Bundes, welche bereits 2017 beschlossen wurden, definieren gute Baukultur unter anderem als ressourcenschonend – den maßvollen Umgang mit der Landschaft und dem Boden, mit bestehenden Gebäuden, mit Energie und Rohstoffen. [5]
Der Erhalt, die Sanierung, der Umbau und das Weiterbauen im Bestand sind nicht nur wesentliche Mittel, um die Versiegelung von weiteren für das Stadtklima essentiellen Grünflächen zu reduzieren. Sie ermöglichen es, graue Energie zu erhalten, das Abfallaufkommen drastisch zu reduzieren und somit rechtlich verbindliche Emissions- und Klimaziele Österreichs zu erreichen. Bauen im Bestand wird zudem angesichts steigender Baukosten, Rohstoffknappheit und verschärfter Klimaschutzauflagen wirtschaftlich immer relevanter. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit innovativen Sanierungs- und Umnutzungskonzepten ist daher erforderlich, um zukunftsfähige, ressourcenschonende Bauweisen zu etablieren und langfristige wirtschaftliche sowie ökologische Vorteile zu sichern.
Die zentrale Lage und exzellente Anbindung des Post-Areals an den öffentlichen Nah- und Fernverkehr ermöglicht die Reduktion von Emissionen im Verkehrssektor, der mit 30 % den größten Anteil der nationalen CO2-Emissionen ausmacht, und fördert den Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsformen. Eine Universität am Post-Areal würde nicht nur die Innenstadt kulturell, sozial und wirtschaftlich beleben, sondern auch als Motor für die Stadterneuerung und Impulsgeber für eine Bau- und Mobilitätswende dienen. Ein zentral gelegener Bildungsbau schafft die Möglichkeit, Synergien mit anderen Nutzungen zu entwickeln. Die Verbindung von Universität, Gewerbe, Wohnen und Arbeiten im Stadtzentrum könnte räumliche Voraussetzungen für soziale Durchmischung, den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sowie das gegenseitige Lernen bieten.
Wir appellieren an die Verantwortlichen, eine Prüfung des Post-Areals als Alternativstandort sowie der Möglichkeiten zur Transformation des Bestands vorzunehmen und das Leitmotiv der IT:U – „Transform Futures“ – in die Tat umzusetzen. Die Entscheidungsträger sind aufgerufen, ihre Vorstellungen einer 'modernen Universität' mit den realen Bedürfnissen zukünftiger Generationen – Studierender und Lehrender –, der Stadtbevölkerung sowie den Klima-, Ökologie- und Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen. Die Standortwahl für die ambitionierten Ziele der IT:U bietet die Chance, in Oberösterreich und der 'Klimahauptstadt Linz' progressive Maßstäbe für einen wegweisenden Hochschulbau mit überregionaler Strahlkraft zu setzen. Diese Chance sollte nicht ungenutzt bleiben, sondern mit Weitblick und Verantwortungsbewusstsein genutzt werden.
Unterzeichner*innen:
GastProf. Andrijana Ivanda & Paul Reinhardt, Kunstuniversität Linz
GastProf. Duy An Tran, Universität Innsbruck
Univ.-Prof. Tobias Hönig, Universität Siegen
Univ.-Prof.Mag.Dr. Sigi Atteneder, Kunstuniversität Linz
Univ.-Prof.Dipl.Ing.Dr. Michael Zinner, Kunstuniversität Linz
Univ. Prof. Dipl. Ing. Anna Wickenhauser, Kunstuniversität Linz
assoz.Univ.-Prof.Andreas Flora, Universität Innsbruck
Gabriele Kaiser, Kunstuniversität Linz
Univ. Prof. Tom Kaden, TU Graz
Franz Koppelstätter, Leiter des Architekturforums Oberösterreich
Ass.-Prof. Antonia Forster, Kunstuniversität Linz
Univ. Prof. Dr. Gabu Heindl, Universität Kassel
Wolfgang Pauzenberger, PAUHOF Architekten
Lorenz Potocnik, Linz+ Gemeinderatsfraktion Linz
Brita Piovesan, LinzPLUS Gemeinderätin
Markus Rampl, Architekt c/o now
Dipl. Ing.Fritz Matzinger, Architekt
Jerome Becker, KU Leuven
Gerhard Stahl, Architekt
DI Fabian Schimon BA, Softwareentwickler
Mag. FH Angela Stritzinger, Tourguide
Michael Stritzinger, BA, MSc , Unternehmer
Kurt Schmalzer, Lebenshile OÖ
DI Stefan Groh, Architekt, feld72
Michael Girkinger, KEM Traun Kremstal
Prof. Erich Gusenbauer, Landesschulzentrum für Hör- und Sehbildung
Ing Sergio Martin Nieto Msc, Ingenieur
Monika Roth Mag. Mag.art., Akademische Restauratorin
Mag. Hannes Krieg-Rösch, Selbstständig
Thomas Stummer, Selbstständig Druckerei
DI Dr. Mirko Javurek, Mechatronik Forschung, JKU
Ksenija Zdesar, Architektin c/o now
Christoph Wiesmayr, Verein Schwemmland
Alexander Steinbock, Student TU Wien
Alexander Rois, Sachbearbeiter
Dr. Martin Wiesenberger, Pensionist
Mag. arch. Christoph Zeinitzer, COO, Polygon Austria
Lorenz Hack, Student / JKU
Gisela B. , Architektin
Norbert Mayr, Architekturhistoriker, Allianz fur Substanz
Benjamin Bergmann BSc., Innendienst
Clemens Brandstetter, Ahoi Linz, Gemeinderat
Veronika Pernsteiner, M.A., Seelsorgerin in der Klimabündnis-Pfarre 4101 Lacken
Mag. Matthias Zangerl, Leitung Anton Bruckner Centrum
Silvia Neubauer, Pensionistin
Pola Koch, BTU Cottbus, Architektin c/o now
Mag. Joachim Schnaitter, HTL Lehrer / HTL1 Bau & Design
Peter Bekesi, BSc, StudMA in der Lehre, Technische Universität Wien
Franz Lehner, Monteur
Thomas Lätsch B.A., Sozialarbeiter
Mag.Klaus Schmied, Pensionist
Isabell Glossauer, Angestellte
Sebastian Rothkopf, Architekt c/o now
Silvester Kreil, c/o now
Michael Josef Patzelt, Architekt, PB+P Architekten
Regina Ley, PB+P Architekten
Christian Olescher, IT, Linz