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Wer mir aufmerksam folgt, hat vielleicht schon mitbekommen, dass ich Angehörige einer Person mit bin. Darüber habe ich bisher nicht so viel öffentlich gesprochen, weil es ja auch eine andere Person betrifft. Daher habe ich das vage gehalten. Im Mai ist sie verstorben und nun möchte ich etwas offener darüber sprechen: Es war meine Mama und sie war seit meinem 13. Lebensjahr nach einem Unfall . 🧵 1/x

Die letzten Wochen habe ich damit verbracht, ihre sehr klug auf Rollstuhl angepasste Wohnung zu vernichten: Schränke, die auf Podesten standen und herausziehbare Bretter hatten, eine Küche mit unterfahrbaren Flächen und herunterfahrbarem Hängeschrank, ein Schreibtisch mit Wandhalterung, damit die Beine nicht im Weg sind, ein maßgefertigtes Sofa mit erhöhter Sitzfläche, damit man vom Rollstuhl übersetzen kann, eine Klimaanlage, weil das Leben bei Hitze im noch beschwerlicher wird....all das und noch einige weitere Finessen hätten wir gerne gegen einen Abstand an eine andere Person im Rollstuhl übergeben. Aber es ging nicht. Denn meine Mutter wohnte in einer angeblich behindertenfreundlichen Genossenschaft und die hat sich auf die formaljuristische Position gestellt und verlangt, dass der Nachmieter nur aus den bestehenden Mitgliedern kommen darf.
Die Taz hat darüber berichtet.
taz.de/Barrierefreies-Wohnen/!
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taz.de · Barrierefreies Wohnen: Unter die Räder gekommenHat die Möckernkiez-Genossenschaft die Barrierefreiheit einer Wohnung zerstört? Das wirft ihr die Familie einer verstorbenen Bewohnerin vor.

Ich bin so traurig und sauer und abgekämpft. Meine Mutter hat solche Dinge dauernd erlebt aber selten die Kraft gehabt, sich zu wehren. Sie wollte auch nicht, dass ich es tue - obwohl es mich oft in den Fingern gejuckt hat. Aber ehrlich gesagt: Nach dieser Sache sehe ich ein Mal mehr, wie Recht sie hatte. Der TAZ-Artikel ist ok, aber auch er wiederholt das Verschanzen des Vorstands hinter Bürokratismus, ohne es als solchen zu benennen und zu fragen: Wie kann es sein, dass barrierefreier Wohnraum in dieser Weise vernichtet wird? Ja, das Bad bleibt . Aber das ist ja nicht das einzige Bedürfnis. Barrierefreie Möbel gibt es nicht von der Stange und ein Gebrauchtmarkt ist auch quasi nicht existent. Man muss jedes Mal höllisch viel Geld investieren, wenn man umzieht. Geld, von dem man hinterher nicht mal ein Zwanzigstel wieder bekommt.
Das kommt in dem Text so nicht rüber. Und selbst wenn: Ändern tut das auch nichts.
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Ich verstehe jetzt noch mal besser, weshalb sich so wenige Menschen mit wehren:

1) Die Behinderung selbst kostet wahnsinnig viel zusätzliche Zeit und Kraft.

2) Man erhält zwar Hilfe, aber alles muss mühsam und kompliziert beantragt werden. Das frisst endlos viel Zeit und Kraft.

3) Was an Kraft und Zeit übrig ist, möchte man lieber zum Leben verwenden. Schöne Sachen machen.

4) Sich wehren, bedeutet, dass man dauernd Leuten Zeugs erklären muss, die keine Ahnung haben und mit lauter klugen Ideen aufwarten, die alle nicht praktikabel sind, aber das nicht verstehen.

5) Wenn man sich doch mal wehrt, wars meistens für die Katz.

Ich will euch mal ein paar Beispiele erzählen:

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@reticuleena Zu 2 muss ich sagen, es bekommen nicht alle Hilfe.
Zu "mühsam und kompliziert beantragen" sind nicht alle in der Lage und selbst wenn sich jemand anders darum kümmert(was nicht immer der Fall ist), kann Hilfe auch verwehrt werden.
Für manche fühlt sich einfach niemand zuständig und die werden dann im schlimmsten Fall einfach sterben gelassen.

nrw.social/@hauchvonstaub/1129

NRW.socialhauch (@hauchvonstaub@nrw.social)Angehängt: 1 Bild Viele Leute denken, wir würden in einem Land leben, in dem wirklich Hilfsbedürftigen auch geholfen wird. Am Fall von ME/CFS sieht man, wenn man sich nicht in der deutschen Bürokratie Hilfe erkämpfen kann, wird man im schlimmsten Fall einfach sterben gelassen. https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/mecfs-demonstration-100.html #MECFS
reticuleena Leena Simon

@hauchvonstaub Es ist sehe krass. Und das medizinische System wird aktuell schlechter statt besser.