digitalcourage.social is one of the many independent Mastodon servers you can use to participate in the fediverse.
Diese Instanz wird betrieben von Digitalcourage e.V. für die Allgemeinheit. Damit wir das nachhaltig tun können, erheben wir einen jährlichen Vorausbeitrag von 1€/Monat per SEPA-Lastschrifteinzug.

Server stats:

822
active users

padeluun ⁂

Die Masterarbeit von Polizeirat Jan Nordhoff analysiert 227 polizeiliche Pressemitteilungen zu Verkehrsunfällen und zeigt, dass die Berichterstattung oft verharmlosend wirkt. Durch Formulierungen wie „Pkw erfasst Fußgänger“ wird das menschliche Fehlverhalten verschleiert und das Fahrzeug als handelndes Subjekt dargestellt. Solche objektbezogenen Ausdrücke lenken von der Verantwortung der Beteiligten ab. Zudem übernehmen Medien diese Berichte häufig unkritisch, was die öffentliche Wahrnehmung weiter beeinflusst. Nordhoff kritisiert den Begriff „Unfall“ als irreführend, da 90,7 % der Verkehrskollisionen auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen sind. Er plädiert für eine bewusste Sprachwahl in der Polizeiberichterstattung, um die Dramatik und Verantwortung bei Verkehrsunfällen angemessen zu vermitteln.

velobiz.de/news/verzerrte-wahr

velobiz.de
velobiz.de · Verzerrte WahrnehmungIst es angemessen, Verkehrskollisionen als »Unfälle« zu bezeichnen? Warum sind Berichte über Verkehrsunfälle oft verharmlosend? Welche Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit hat die Berichterstattung in ihrer heutigen Form?

@padeluun Aktuelles Beispiel: in dieser DPA-Meldung wird über einen Unfall mit 7 Verletzten (mehrere davon schwer), zehntausenden € Sachschaden und vermutlich tausenden durch Umleitungen und Verspätungen betroffenen ÖPNV-Fahrgästen berichtet. Polizei und Rettungsdienste waren im Großeinsatz. Der Fahrer des PKW, und somit der mutmaßliche Verursacher, wird in der Meldung jedoch mit keinem einzigen Wort erwähnt.

spiegel.de/panorama/justiz/mue

DER SPIEGEL · Rettungsdienst im Großeinsatz: Auto fährt in Tram-Haltestelle, mehrere Schwerverletzte in MünchenBy DER SPIEGEL

@neuimneuland @padeluun ganz einfach: er saß in einem Auto, vielleicht war er weiß, vielleicht war er männlich, es gibt hier also keine Klicks zu gewinnen.

@neuimneuland @padeluun die sind schon in der Zukunft, da sind dann alle Fahrzeuge autonom fahrend und Mensch nur noch Passagier.

Aber ja die Schreibweise ist deprimierend, schuld ist der Mensch im häufigsten fall der Autofahrer. Allein wenn fahrräder involviert waren sind die überschriften und Texte sowas von ....

@steffensmile @padeluun Ja, bei Radfahrern funktioniert es seltsamerweise. Das ist ein weiterer Hinweis, dass hier absichtliches Framing betrieben wird wenn der Verursacher/Täter am Steuer eines Kfz saß und Opfer unmotorisierte Menschen bzw. ÖPNV-Fahrgäste sind.

@neuimneuland

Wieder einer dieser berüchtigten Kleinwagen.

Mich stört auch dieses "ist … in eine Haltestelle gefahren".
Das "gefahren" gibt die Gewalt, die da ausgeübt wurde, nicht wieder:

»Eine Zeugin sagte dem BR, das Auto sei mit hoher Geschwindigkeit in die Haltestelle gefahren. "Es hat gekracht, ganz fürchterlich." Das gesamte Wartehäuschen sei in tausend Scherben zerbrochen.
Mehrere Verletzte hätten auf der Straße oder in den Trambahngleisen gelegen.«

br.de/nachrichten/bayern/muenc
@padeluun

BR24 · München: Auto fährt in Haltestelle – mehrere VerletzteBy Henning Pfeifer

@neuimneuland @padeluun ...und täglich killt das SUV, weil der Fahrer kann ja nichts dafür, dass er mit einem überschweren Stadtpanzer unterwegs ist... . Schon klar! *seufz*

@padeluun Einerseits ja, andererseits: Oft ist im ersten Moment ja gar nicht klar, wessen Fehlverhalten den Unfall ausgelöst hat. Autofahrer*innen haben zwar größere Verantwortung wegen der schweren Maschine, aber wenn z. B. ein Fußgänger fix über Rot flitzt (hatte ich heute morgen erst), kann das schon schiefgehen. (Ist es zum Glück nicht.) Das Ergebnis ist das gleiche.

@padeluun Was aber auch dazukommt: unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Ergebnisse.

Ein Polizeibericht ist keine Pressemitteilung.

Die Presse versucht, möglichst kostenneutral zu arbeiten, und tippt Poliizeiberichte einfach ab.

Das ist eine Entwicklung, die sich das Problem gegenseitig zuschiebt, und alles nur noch schlimmer macht, weil der Polizeibericht natürlich eine gewisse Neutralität erfordert, aber andererseits Polizisten nicht als Formulierungsexperten eingestellt werden.

@Bugspriet @padeluun
Grundsätzlich Zustimmung, aber auch bürokratische Sprache ist hochgradig normiert, gerade weil sie präzise sein soll, und das kann ich schulen und die geforderte Neutralität auch wirklich herstellen (oder das zumindest versuchen), denn Passivsatz­konstruktionen allein machen einen Text überhaupt nicht neutral.

@Lapizistik Bleibt bei: Polizeiberichte sind keine Pressemitteilungen. Wenn ich hier teilweise Forderungen lese, zu schreiben "Der Autofahrer hat den Radfahrer ERMORDET, oder GERAMMT." Ja nü. nee. Hier versagt die Presse. @padeluun

@Bugspriet @padeluun
Da stimme ich grundsätzlich zu. Allerdings wird der Begriff „gerammt“ durchaus in vielen Polizeiberichten verwendet¹, und die Frage ist nun: besteht hier ein Bias, wann er genutzt wird und wann nicht (wenn ich es richtig verstanden habe, hat die MA genau das untersucht).

__
¹siehe z.B. polizei.bayern.de/suche/ (einfach mal „gerammt“ eingeben

www.polizei.bayern.deDie Bayerische Polizei - SucheDie Bayerische Polizei - Ihr Garant für die Sicherheit

@padeluun meine verzerrte Wahrnehmung ist etwas irritiert, dass mit solchen, jedem Kind bekannten Allgemeinplätzen „Masterarbeiten“ geschrieben werden. Ist das wieder ein Zeichen dafür, dass die Leute immer dümmer werden? Nächstes Jahr Masterarbeit „Schuhe zubinden“? 🥹

@padeluun Sehr gut. Diese "verzerrte" Wahrnehmung, gibt es in den Medien gefühlt fast überall und bei fast allen Themen.

@Bugspriet aber das ist ja gerade der punkt dieser untersuchung

Polizeibericht natürlich eine gewisse Neutralität erfordert

es ist eben keine neutralität zu schreiben: der fahrradfahrer wurde von dem auto touchiert. die passiv-form, die tatsache, dass das auto offenbar keinen fahrer hatte, die verharmlosung des rammens als "touchieren" sind genau nicht neutral, sondern führen dazu, dass das rammen eines radfahrers durch einen autofahrer als lässliche kleinigkeit dargestellt wird, die keinen menschen als verursacher hat. neutral geht wirklich anders.